Aufmkerksamkeitsstörung

Begriff

Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS, ADS, AD/HS) ist eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Sie lässt sich vor allem durch folgende Kernsymptome beschreiben:

Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung bedeutet:

die Schwierigkeit, sich anhaltend auf eine Sache zu konzentrieren, wenn sie nicht attraktiv für die Person ist. Das ist der ganz entscheidende Zusatz, der häufig nicht berücksichtigt wird. Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, die von einer ADHS betroffen sind, können sich sehr wohl konzentrieren, oft können sie sich sogar besser in eine Sache vertiefen als nicht Betroffene, aber nur, wenn sie interessiert und motiviert sind. Müssen sie sich mit Dingen beschäftigen, die sie nicht attraktiv finden, fällt es ihnen sehr schwer bei der Sache zu bleiben. Häufig höre ich dann den Satz von Eltern oder Lehrern, „er könnte, wenn er wollte“. Tatsächlich können Betroffene dies aber gar nicht steuern.

Impulsivität bedeutet:

die Schwierigkeit, eine spontane Reaktion als Antwortimpuls zurückzuhalten. Damit ist natürlich das Herausplatzen mit Antworten gemeint, oder das Stören von Anderen beim Spielen oder bei anderen Tätigkeiten. Der viel schwerwiegendere Punkt ist jedoch die Impulsivität im Arbeitsverhalten. Die vielen Schussel-, Flüchtigkeits- und Leichtsinnsfehler entstehen durch Impulsivität im Arbeitsverhalten. Das Kind schreibt hin oder sagt, was ihm als erstes in den Sinn kommt und hat dann keine Mechanismen zur Verfügung, dies zu kontrollieren.

Hyperaktivität bedeutet:

die Schwierigkeit, die ständigen inneren Bewegungsimpulse zu beherrschen. Die körperliche Unruhe ist sicher für das Umfeld ein sehr störender Faktor. Für die Kinder selber ist es das Symptom, das den geringsten Leidensdruck auslöst. Zur Hyperaktivität gehören aber auch der ständige Redefluss, von dem manche ADHS Kinder betroffen sind und die Hyperproduktivität des Denkens. Von einem Gedanken zum nächsten zu springen, nicht abschalten zu können, vor allem abends im Bett ist für viele Betroffene eine große Belastung.

Emotionale Labilität bedeutet:

die Schwierigkeit, eine angemessene Stimmungslage aufrecht zu erhalten. Dieser Punkt gehört bisher nicht zu den offiziell anerkannten Kernmerkmalen einer ADHS. Die führenden Fachleute sind sich aber darüber einig, dass dies ein weiteres Kernmerkmal darstellt, das vor allem bei den so genannten Träumern, den nicht hyperaktiven Kindern, auftritt. Bei vielen betroffenen Mädchen ist es das einzige „sichtbare“ Symptom überhaupt. ADHS Betroffene leben auf einer Gefühlsachterbahn. Kleine Enttäuschungen können zu extremen Gefühlsabstürzen führen, häufig sind die Auslöser für das Umfeld schwer nachvollziehbar. Genauso schnell können sie sich aber auch für Dinge begeistern und voller Euphorie sein.

Ursachen

Bei ADHS handelt es sich um eine zumeist vererbte Abweichung im zentralen Nervensystem. ADHS Betroffene haben eine andere Art Informationen aufzunehmen, zu sortieren, zu verarbeiten und abzuspeichern. Dies entsteht dadurch, dass die für die Informationsverarbeitung im Gehirn notwendigen Botenstoffe nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Besonders gut ist diese Abweichung für den Botenstoff Dopamin untersucht, der eine entscheidende Rolle bei der Regulierung vieler verschiedener Hirnleistungen spielt, weshalb man auch sagt, ADHS sei eine Störung der Selbstregulationsmechanismen.

Jedoch gibt es für ADHS nicht nur eine Ursache. Es handelt sich dabei immer um ein Zusammenspiel zwischen neurobiologischen und psychosozialen Faktoren. Bei den psychosozialen Faktoren handelt es sich oft um ungünstige Beziehungsmuster zwischen Eltern und Kind, die aus der Störung resultieren. Der Erziehung kommt dabei keine ursächliche Bedeutung zu. Der Satz: „Ihr Kind ist schlecht erzogen“, ist falsch. Allerdings lässt sich die Ausprägung der Störung durch ein an die Besonderheiten angepasstes Erziehungskonzept positiv beeinflussen. Auch familiäre Bedingungen, wie zum Beispiel Krisensituationen können den Schweregrad der Störung beeinflussen, haben aber ebenfalls keine ursächliche Bedeutung.

Anzeichen

Es gibt sehr viele Anzeichen für ADHS, die auch nicht Betroffene in gewisser Weise zeigen - aber nicht so häufig und nicht so stark. Hier ist nur eine unvollständige Liste: Ihr Kind

  • macht oft Leichtsinnsfehler bei Schul- und Hausaufgaben oder bei anderen Tätigkeiten. Es übersieht oft Einzelheiten

  • bringt angefangene Tätigkeiten nicht zu Ende

  • kann nur mit Mühe längere Zeit aufmerksam bleiben

  • versteht Anweisungen oft nicht richtig,

  • scheint oft nicht richtig zuzuhören, wenn Sie mit ihm reden und muss deshalb deutlich und direkt angesprochen werden

  • hat oft Schwierigkeiten, seine Arbeit, seine Aktivitäten und Aufgaben zu organisieren, macht alles spontan und ohne Plan. Es fängt oft an allen Ecken gleichzeitig an und bringt nichts zu Ende

  • geht nur ungern an Aufgaben, die länger dauern oder geistige und körperliche Anstrengung erfordern heran

  • verlegt und verliert oft Dinge

  • lässt sich öfters durch Außenreize oder eigene Gedanken ablenken. Kommt dann vom Hundertsten ins Tausendste beim Erzählen oder Arbeiten oder träumt sich weg

  • sitzt entweder sehr viel herum und bewegt sich nur ungern, findet Sport schrecklich (Träumer) oder hat einen ständigen Bewegungsdrang (eher hyperaktiv)

  • kann innerlich unruhig oder aber völlig abgeschlafft sein.

  • hat Mühe, sich in seiner Freizeit aktiv zu beschäftigen, verbringt viel Zeit unstrukturiert oder hängt herum

  • ist häufig antriebslos

  • redet extrem wenig (Träumer) oder aber ohne Punkt und Komma

  • hört häufig gar nicht richtig zu und gibt dann falsche Antworten - oder gar keine

  • kann nicht aufhören zu träumen und hat große Mühe, eine ungeliebte Aufgabe anzufangen

  • beteiligt sich nicht an Gesprächen und sitzt teilnahmslos dabei (Träumer) oder muss ständig das Wort haben, sich einmischen, kann nicht abwarten

  • es ist sehr kreativ, hat viele gute Ideen

  • hat einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn

  • ist sehr hilfsbereit

  • hat oft eine große Liebe zu Tieren und zur Natur

  • ist ein „Stehaufmännchen“ und nicht nachtragend

Diagnostic

Die Diagnostik einer ADHS ist sehr komplex, da es keinen standardisierten Test gibt. Sie besteht vielmehr aus einer Vielzahl von Tests, Fragebögen, Verhaltensbeobachtung und körperlichen Untersuchungen. Nur über die Zusammenschau der Ergebnisse und den Ausschluss anderer Diagnosen mit ähnlichen Symptomen kann eine ADHS diagnostiziert werden Deshalb ist zu einer ADHS-Diagnostik auch oft die Zusammenarbeit mehrerer Berufsgruppen nötig, wie z.B. Kinder- und Jugenpsychiater, Neurologe, Kinderarzt...

Therapie

Die Therapie eines ADHS besteht aus verschieden Komponenten, von denen nur eine die Medikamentierung ist, die längst nicht bei allen Betroffenen nötig ist. Es sollte sehr genau mit einem Arzt überlegt werden, welche therapeutischen Mittel eingesetzt werden. Diese sind neben der Medikamentierung zum Beispiel Konzentrations- und Aufmerksamkeitstrainings, Strategietrainings, Trainings der sozialen Kompetenz, aber auch - vor allem bei älteren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - ein Selbstmanagementtraining mit Zeitmanagement, Lernstrategien etc.